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 Zweite unterliegt MTV Tostedt mit 2,5 – 5,5

 

In einem Heimspiel am 26.11.2017 in der dritten Runde der Landesliga Nord unterlag die Zweite Mannschaft, nicht gerade überraschend, dem nominell überlegenen MTV Tostedt klar. Die Gäste waren zwar nicht mit ihrer gemeldeten „GM-Riege" angereist, doch es reichte auch so.

 

 

Brett 1:
Ober sticht Unter – diese Schafskopfregel galt auch für das erste Brett, an dem Fabian Stotyn als CM gegen den IM eine schnelle Niederlage erleiden musste. Fabian beging zwei Ungenauigkeiten, nach denen es eigentlich schon aus war. Der Turmeinsteller im Zug 22 spielte dann keine wirkliche Rolle mehr.
0-1

 

Brett 2:
Leider musste ich die Analyse der Partie von Onno Elgersma, der gegen einen 2.400'ter GM gepaart war, erneut etwa in der Mitte, wo er bereits schlechter stand, wegen Unleserlichkeit abbrechen, obwohl ich mir wohlweislich auch das Formular seines Gegners gesichert hatte. Jedenfalls gipfelte das Ganze in ein TT(Onno) versus D+3B-Endspiel, mit sicherem gegnerischem König, was nun wirklich nicht mehr so richtig Spaß macht.
0-2

 

Brett 8:
Doch es gab auch einen Lichtblick in diesem etwas einseitigem Mannschaftskampf, und dieser eine Lichtstrahl hieß Mike Kleine, der einen sowohl mustergültigen, als auch schwungvollen Königsangriff vortrug – mit allem was so dazu gehört, Opfer inklusive. Eine tolle Partie, auf die Mike mit allem Recht stolz sein kann, und die sein Gegner aufgab, als Mike letztlich ein dreizügiges undeckbares Matt drohte. Ich hatte viel Spaß beim Nachspielen!
1-2

 

Brett 6:
Huldiget mir (=Jochen), denn ich bin Euer König – Euer Remiskönig! Seufz, ich muss dringend mal mein Eröffnungsrepertoire mit Weiß überarbeiten...(sülz). Es gibt nicht viel zu erzählen, außer dass ich mir einen kleinen Vorteil hätte holen können (wie war das noch gleich mit der Fahrradkette?), dann in einer vollkommenen ausgeglichenen Stellung Remis anbot, was abgelehnt wurde, um dann ein paar Züge später das gegnerische Remisangebot, in einer für mich schon leicht schlechteren Stellung, sofort zu akzeptieren. Das er hätte in Vorteil kommen können, hatte er zum Glück nicht gesehen (post mortem Gespräch) – ich hingegen schon. In der Liga das dritte Remis in Folge für mich, von der Kreismeisterschaft mal ganz abgesehen, und sowieso...erneutes seufz...
1,5-2,5

 

Brett 5:
Wie will man die Partie von Jürgen Meijerink kommentieren, ohne beim lieben Jürgen Suizid-Fantasien entstehen zu lassen? Er hatte seinen mit ca. 150 Ratingpunkte höher eingestuften Gegner positionell fest im Griff und krönte sein gutes Spiel mit einem glänzenden, gar nicht so offensichtlichen und nicht annehmbaren Läuferopfer, mit ebenso totaler wie absolut brutaler Gewinnstellung als Ergebnis. Hätte der Tostedt'er aufgegeben, so hätte das jeder verstanden, doch er spielte leider weiter. Und dann? Fragt nicht mich, fragt Jürgen...verkackt...
1,5-3,5

 

Brett 4:
Es sah gar nicht gut aus für Jan Van Der Veen, der sich einer intensiven Stellungsmassage durch seinen ca. 300 Ratingpunkte höher gewerteten Gegner ausgesetzt sah. In einem TTLS(Jan) gegen TTLL-„Endspiel" ging dann auch folgerichtig einer seiner Bauern über die Vechte. Die Partie lief weiter, Figuren wurden abgetauscht und es mündete in ein TL/TL-Endspiel mit gegnerischem Mehr-Freibauern. Zum Glück hatte Jan's Gegner nicht genügend Aufmerksamkeit der Tatsache gewidmet, dass es sich auf dem Brett um zwei verschieden farbige Läufer handelte, um so dem von Jan forcierten Turmtausch rechtzeitig auszuweichen, was möglich gewesen wäre. Obwohl in der jetzt entstandenen theoretischen Remisstellung der gegnerische Mehrbauer keinerlei Relevanz mehr hatte, wurde die Partie noch sagenhafte 44 Züge weiter gequält, bis sich die Theorie dann auch endlich in der Praxis bewies – ein glückliches Remis.
2-4

 

Brett 7
Turmendspiele! Turmendspiele! Turmendspiele! Die Anzahl der Turmendspiele, die in die eine oder andere Richtung, auch durchaus von Meisterspielern, vergeigt wurden, ist Legende. Aber, wie wir ja schon aus vorherigen Mannschaftskämpfen wissen, ist Thorsten Wolterink in diesem Bereich ein mehr als harter Knochen. Doch von Beginn an: Die Partie dümpelte lange in relativ ruhigen Fahrwasser so vor sich hin, wobei es eher Thorsten war, der im Mittelspiel ab und an marginalen Vorteil gehabt hatte. Als man dann in einem Turmendspiel angekommen war, begann allerdings die Tatsache, dass Thorsten einen rückständigen c-Bauern hatte, Gewicht zu bekommen. Durch geschickte Bauernzüge schaffte es Weiß dann, Thorsten on top auch noch einen Isolani als die berühmte 2. Schwäche zu verpassen. Jetzt waren die schwarzen Figuren überlastet und der Isolani fiel – mit weißer Gewinnstellung. Doch Thorsten setzte sein Pokerface auf (...gröööhl...) und schickte unter Todesverachtung seinen Turm plus seinen freien b-Bauern auf die Reise. Jetzt war Technik gefragt, um die weiße Gewinnstellung zu erhalten, jedoch – siehe Anfangssatz!
Thorsten's Partien sind immer für eine kleine Übung gut:

 

2017 11 26 Thorsten1k

 

Weiß am Zug steht auf Gewinn, den er jedoch verspielte mit:
56.Tb6? b2!= (only move) 57.Kc3 Td1! (only move) 58.Txb2 Txd5 und das gewinnen auch keine Magnus-Carlsen's dieser Welt mehr. Was hätte hingegen gewonnen? Die leichte Lösung am Ende.

Die Partie zog sich noch bis Zug 65 hin, bis Weiß dann zum Friedensschluss seine vermutlich recht feuchte Hand über das Brett strecken durfte.
2,5-4,5

 

Brett 3:
Kommen wir zum „Höhepunkt" des Tages. Höhepunkt sowohl wegen der Dauer (ca. 6 h) und der Länge (85 Züge), als auch wegen des beiderseitigen Kampfgeistes. Patrick Wiebe hielt mit Schwarz seinem >2.300'ter Gegner „im Prinzip" lange gut genug stand und war immer nur ein wenig schlechter. Diese mehr oder weniger quälende Verteidigung wurde jedoch zur Tortur, als man im Zug 26 in ein LL- versus LS-Endspiel angekommen war, denn jetzt zeigte sich, wieso in allen Lehrbüchern der Begriff „Läuferpaar", was sich leider in den gegnerischen Händen befand, so hoch gelobt wird. Das Material war zwar gleich, doch Patrik stand lange, lange mit dem Rücken zur Wand, immer passiv und im Nachteil, wenn auch „im Prinzip" niemals auf Verlust. Doch so eine Folter hält kein Mensch stundenlang durch, und so kam es, wie es kommen musste – hier die, meiner Meinung nach, entscheidende Stelle:

 

2017 11 26 Patrick1k

 

Patrick am Zug spielte hier 65...Sxh5? 66.Kf3!+-
Weiß greift jetzt mit 67.Kg4 den Springer an, und da der keine Fluchtfelder hat ist 67...g6 68.fxg6 Sg7+- forciert. Weiß hatte nun einen Frei-Mehrbauern, der den schwarzen Springer band, marschierte am Damenflügel ein – Rest geschenkt, da ging nichts mehr.

Was wäre denn mit einer Festung gewesen, mit Springer auf e5 und sK auf d6/c7, und wenn nötig bis nach b8 runter? Nur so als Beispiel - Züge eigentlich relativ beliebig:
65...Sg2+! 66.Kf3 Se1+ 67.Ke2 Sg2 68.Kf2 Sf4 69.Kf3 Sd3 70.Ke3 Se5! (Da ist er!) 71.Kd4 Kd6 u.s.w.
Analyse-Diagramm:

2017 11 26 Patrick2k

 

Also ich habe hier keine Idee, wie Weiß durchdringen könnte. Weiß kann es eigentlich nur am Damenflügel mit wKa6 probieren, doch sKb8 hält alles, und anschließendes Austempieren geht auch nicht, denn der schwarze Springer lacht sich darüber kaputt, der auch ansonsten mehr oder weniger beliebig spazieren gehen kann, wenn der wK im Zentrum bleibt.
Ich sehe hier nichts, mag mich aber auch irren. Falls das der Fall sein sollte, so bitte ich sich zu melden.
Schade – Patrick's zähe und langwierige Verteidigung, in der er oft einzige Züge finden musste, hätte durch ein Remis gerecht belohnt werden müssen.
2,5-5,5

 

Lösung Partie Wolterink:
Einfach gewonnen hätte 56.Kc3!+- Td1 (56...b2 57.d6!+-) 57.d6!+- Der weiße König hält den schwarzen Freibauern locker alleine im Zaum.

Zähe, wenn auch vergebliche Grüße
Jochen, 27.11.17