Großer K(r)ampf am Ende nicht belohnt
Am Wochenende finden (fanden) die Vorrunden im deutschen Pokal statt. Auch wir waren in der Vorrunden Gruppe 5 in Kassel gefordert. Da unsere Konkurrenz vom Ausrichter (Verbandsliga in Hessen), sowie die weiteren Gastteams aus Aachen (2.Bundesliga) und Leipzig (Sachsenliga) jeweils ersatzgeschwächt anreisten waren wir vermutlich nominell die Favoriten. Zur Wahrheit gehört aber auch, das wir ebenso nicht in Topbesetzung angereist waren. Klar Frank war insgesamt der (nominell) beste Spieler, aber es hagelte auch Absagen, so das ich Fabian) mein länger geplantes Open-Turnier in Bad Zwischenahn ab- bzw unterbrechen musste. Desweiteren waren Ludger und in seiner Pokalpremiere auf deutscher Ebene Jochen dabei.
Zunächst waren wir froh nicht gegen den Zweitligisten aus Aachen zu müssen. Doch nachdem wir die Aufstellungen gesehen haben, wäre es das wohl nominell leichteste Los gewesen. Nun auch der Gastgeber aus Kassel, vor allem mit der Farbverteilung an den Mittelbretter weiß, war eigentlich machbar. Frank Schwarz gegen ein 2300er. Meine Wenigkeit und Ludger mit weiß gg ca 100 Pkt schwächere und Jochen an Brett 4 mit knapp 150 Pkt mehr, allerdings mit den schwarzen Steinen. Aber es bewahrheitete sich am Ende mal wieder "DWZ/ELO-Zahlen holen keine Punkte" ...
Somit rein in den Kampf:
Franks Gegner opferte früh einen Bauern, klar er hatte einiges an Entwicklungsvorsprung, aber Frank stand soweit solide und der Mehrbauer stand erstmal. Ich selber überraschte meinen Gegner früh und hatte neben deutlich Zeitvorteil auch eine sehr angenehme Stellung. Ludger hatte ebenso eine angenehme Stellung mit den weißen Steinen und beanspruchte Raumvorteil in seinem Katalanen für sich. Einzig Jochen kam nicht wirklich in die Partie und er stand früh passiv und brauchte viele Züge um sich "gut" hinzustellen.
Soweit alles gut aber es folgten einige negative Fakten: Ich verpasste einen nötigen Zentrumsvorstoss mit quasi Gewinnstellung und lavierte erstmal weiter meine Figuren weiter um. Leider 1/2 Züge zu lange und mein Gegner schaffte es seinen Entwicklungsnachteil zu kompensieren. Jochen erging es noch viel schlimmer als sein Gegner stark eine Qualität opferte und danach Jochens Springer auf das "starke" Feld h8 brachte. Aber es gab auch Positives: Ludger zum Beispiel gewann einen Bauern, allerdings hatte auch sein Gegner durchaus Kompensation mittels eines starken Läuferpaars dafür. Frank hingegen machte weiterhin vieles richtig, konnte einige Figuren tauschen und der Mehrbauer stand nicht mehr sondern es wurde ein zweiter "gefressen".
Noch alles nach Plan: Siege an 1 und 3 würden ja reichen ...
Nach 3 Stunden bekomme ich ein sehr mulmiges Gefühl ... Bei Jochen bricht quasi alles zusammen. Der Angriff seines Gegenüber scheint durchzugehen und Jochen muss sogar die Dame geben (für TL) ... Ich selber übersehe eine Zweizügige Taktik und stelle einen Bauern ein (dennoch meint die Maschine noch das alles "Ok" ist ...) Leider nicht so wie ich es spiele ... Frank hat auch in gegnerischer Zeitnot irgendwas übersehen und er muss einen Bauern zurückgeben und ein Endspiel T ungleichfarbene L und Mehrbauer drücken. Ludger entscheidet sich mit Gewinn eines zweiten Bauerns für eine Abwicklung seine Dame (gegen 2 Türme) zu geben.
Hoffnung ? Jochen`s Gegner scheint die Option mit 2 vs 1 Bauern am Damenflügel unterschätzt zu haben, trotz des Vorteils D vs TL lässt er eine dreifache Stellungswiederholung zu und wir haben einen überraschenden halben Zähler!
Frust ? Nach dem Bauernverlust spielte ich es leider etwas kindlich weiter statt stark zu kämpfen mit seriösen Chancen. Mein Gegner sieht aber auch viel und spielt das Ende stark. Ich muss schließlich eine Qualle geben und mein Gegner wickelt um 17:45 Uhr stark ab. Das Hoffnungslose kämpfen habe ich dann eingestellt ... Schließlich konnte ich nur bis 18 Uhr unser geplantes Hotel stornieren und zu dem Zeitpunkt war (genau wie 2,5 std später nichts klar ...).
Hoffnung 2: Frank war einfach stark! Im bereits beschriebenen Endspiel opferte er großartig seinen Mehrbauern um mit seinem König in die gegnerische Stellung einzudringen. Seine Aktivität war nicht zu stoppen und er holte sich einen wichtigeren Bauern zurück und hatte die volle Kontrolle. Ein "einzüger" in bereits klar gewonnener Stellung brachte den "schnellen" Sieg für Frank und uns den Ausgleich.
Frust 2: Nachdem Frank das Endspiel nach Hause gebracht hatte war klar das ein Remis bei Ludger reicht (Wg Berliner Wertung). Nach dem entsprechenden Hinweis tat Ludger insgesamt fast 6,5 Stunden alles dafür, ein wirklich großer Kampf. Es war am Ende ein TTL2B vs DL2B Endspiel. Ludger sah viele gegnerische Drohungen. und hatte eigentlich eine "Festung" aufgebaut. Aber die Zeit wurde enger ... Fast ein L-Einsteller, gerade noch gemerkt ... Alles in Ordnung ... Um dann tatsächlich zunächst nach über 315 Minuten Spielzeit eine Qualität einzustellen und um kurz danach in allerdings klar verlorener Stellung auf Zeit zu verlieren.
Wirklich schade, aber vor allem 0/2 an den beiden Weißbrettern war einfach zu wenig ... Gegen Leipzig die in einem spannenden MK gegen Aachen letztlich klar mit 3,5-0,5 gewannen, wäre ein Einzug in die Zwischenrunde mit Baden-Baden möglich gewesen. Vielleicht ja im kommenden Jahr ...
Fabian Stotyn