SKNB 2 kommt unter die Räder
Zweite erleidet Desaster in Osnabrück!
Eine 1,5 – 6,5 Klatsche gegen den SV Osnabrück ist nun wahrlich keine Alternative, doch die nicht mehr zu leugnende und gnadenlose Realität. Dieses sog. Ergebnis „erreichten“ wir in einem Auswärtsspiel in der Landesliga Nord am 04.02.18. Dabei setzen sich die 1,5 Punkte auch noch aus drei Remis zusammen, d. h. wir hatten also auch noch on top keinen einzigen Sieg zu verzeichnen.
Als kleine Entschuldigung kann man anführen, dass wir Brett 1 kampflos abgeben mussten, denn Fabian Stotyn fiel kurzfristig vollkommen entschuldigt aus, doch ein potentieller Sieg an diesem Brett wäre auch nur noch Kosmetik gewesen.
Lag es an der dünnen Höhenluft Im Turm? Schauen wir doch mal, was so im Einzelnen geschah:
Brett 1: kampflos
+ -
Brett 2:
Patrick Wiebe und sein Gegner sagten sich lange und brav in einer wichtigen Hauptvariante das „Theoriegedicht“ gegenseitig auf, denn bis mindestens inklusive Zug 16 war das alles bekannter „Meister-Standard“ (Grundlage Chessbase Powerbook). Dann wurde bzw. war es Ausgleich, als Weiß im Zug 22 ein Springer-Pseudoopfer mit Damenangriff brachte, was objektiv betrachtet nicht mal der beste Zug war. Die schwarze Dame hatte nun zwei in Frage kommende Felder, wobei das eine Feld Patrick einen =+ Vorteil eingebracht hätte, und das andere Feld ein ??-Zug war. Patrick entschied sich leider für Alternative zwei und hatte dabei vollkommen einen weiteren direkt folgenden taktischen Schlag übersehen, nach dem es schlicht und einfach aus war. Die noch folgenden Züge bis zum 31. waren ohne weitere Relevanz.
Mit schwarzer Dame auf f6 hatte Weiß hier zuletzt 22.Sg3-h5!? (22.b4 wäre besser gewesen) gespielt, was Patrick mit 22…Df6-h8?? (22…Df5! =+) beantwortete.
Weiß zieht und gewinnt! Lösung unten.
2-0
Brett 5:
Eigentlich gefiel mir die Anfangsphase der Partie von Jürgen Meijerink recht gut, denn er spielte flott auf Angriff, öffnete die h-Linie gegen die gegnerische Fianchettostellung und hatte alle guten Aussichten, durch die Überführung seiner Dame plus weitere Unterstützungskräfte seinen Angriff zu verstärken. Doch dabei hatte er leider „vergessen“, seinen Zentrumskönig durch 0-0-0 in Sicherheit zu bringen, auch weil er wohl Gespenster sah und vor dem schwarzen Lg7 in übertriebener Ehrfurcht erschauerte. Dann versuchte er es mit der inkorrekten Läuferopfer-Brechstange, die Schwarz nur 2 Züge später mit einem „Es-gab-Besseres-Springeropfer“ beantwortete. Doch, wie gesagt, stand der weiße König jetzt wirklich ziemlich dumm im Zentrum herum, so dass Schwarz am längeren Hebel saß und ein Endspiel mit Mehrqualität plus Angriff erreichte, welches Jürgen im Zug 27 aufgab.
3-0
Brett 4:
Eine Analyse der Partie von Jan Van Der Veen ist mir leider nicht möglich – aus den üblichen Unleserlichkeitsgründen. So kann ich mich nur auf seine Selbstauskunft berufen (sinngemäß): „Ich stand schlecht. Er hat 5 bis 7 Züge ausgelassen. Dann stand ich etwas besser.“ Das Letztere kann ich durch einen persönlichen flüchtigen Blick bestätigen. Es endete jedenfalls friedlich.
3 ½ - ½
Brett 7:
In einer komplizierten Partie war bzw. wäre es eher immer Robin Bos gewesen, der einen += bzw. +/- Vorteil hatte, bzw. sich hätte holen können – insbesondere in den letzten 20 Zügen eines Doppelturmendspiels. Aber es war – wie gesagt – nicht unkompliziert. Aus Gründen der Objektivität muss man allerdings auch sagen, dass Robin im Glück war, denn an einer Stelle ließ sein Gegner einen taktischen Schlag aus, der ihm sofort den vollen Punkt eingebracht hätte.
Robin mag mir verzeihen, aber es ist recht hübsch und soll der Allgemeinheit zur taktischen Übung dienen:
Stellung nach 15.d3-d4?? (15.Se2 wäre = gewesen). Schwarz antwortete mit 15…f6?, und nach 16.Se2! war es im Zug 42 Remis.
Was hätte hier statt f6? für Schwarz gewonnen? Lösung unten.
4 - 1
Brett 8:
Niklas Brinkers behandelte die Eröffnung, ich will es mal als „sehr kreativ“ charakterisieren, überzog dabei total die Stellung und stand im Zug 15, nach dem ich die Analyse wegen Unleserlichkeit abbrechen musste, bereits vollkommen auf Verlust. Die Partie zog sich noch bis Zug 60 hin, wo ich bei einem flüchtigen Blick im Vorbeigehen noch gesehen hatte, dass er ein aussichtsloses Endspiel mit Minusqualität verteidigte.
5 - 1
Brett 6:
„Ins Remis entschlüpft!“ war die einhellige (auch meine=H.-J. Schrader) Meinung nach dem Friedensschluss im Zug 50, welchen ich durch ein Doppelturm-Dauerschach erzwang. Doch die Wahrheit liegt bekanntlich irgendwo da draußen, und wenn wir unterstellen, dass der Computer dieser Wahrheit etwas näher kommt, als ich Dummdödel, so kann man sich vielleicht meine Überraschung zu Hause vorstellen, als die Maschine so relativ entspannt vor sich hin rechnete und sich dabei nur wenig aufregte.
Der Reihe nach: In einer ruhigen Eröffnung schaffte ich es durch die von mir gewählte Abwicklung eine zwar sehr solide, aber vollkommen passive Stellung zu erreichen – das war schlecht. Dann sah ich Quatsch-Gespenster, schwächte meine Stellung freiwillig und half so meinem Gegner dabei, seinen += auf einen +/- Vorteil auszubauen – das war noch schlechter. Doch mein Gegner half mir in der Verteidigung, denn er korrigierte selber auch immer wieder seinen Vorteil nach unten. Eine einzige Stelle ausgenommen, wo sich mein Gegner in einer komplizierten Stellung lt. Maschine einen gewonnenes DT/DT-Endspiel hätte verschaffen können (was ich zumindest in einer praktischen Partie wirklich noch sehr stark bezweifele, denn das Material wäre gleich gewesen), hatte Weiß niemals mehr als +/-. Das war für mich im Nachhinein doch verblüffend.
Jetzt das Gute: Mir war klar, dass ich mich irgendwie, koste es was es wolle, aus meiner Passivität befreien musste, spielte ein paar wirklich gute „schwindelfreie“, durch versteckte Taktiken (die leider immer erkannt wurden…) begründete Züge, die aber schließlich meine Türme auf die gegnerische Grundreihe bugsierten, wo sie eben fröhlich den weißen König so vor sich her trieben.
5 ½ - 1 ½
Brett 3:
Arno van Akkeren spielte als Letzter. Er hatte sich im Zug 14 einen +/- Vorteil erkämpft, den er lt. Computer im 15. sogar zu einer Gewinnstellung hätte ausbauen können. Doch sein Gegner spielte in schlechterer Stellung und bei heterogenen Rochaden (Weiß kurz, Schwarz lang) nach der Augen-zu-und-durch-Methode kompromisslos und scharf auf Angriff, was Arno, um seinen Vorteil zu erhalten, dazu zwang, mehr oder weniger auch taktisch zu begründende Verteidigungszüge zu finden, was ihm jedoch nicht genau genug gelang und somit degenerierte die Stellung zum Ausgleich. Von vernachlässigbaren Ungenauigkeiten mal abgesehen blieb dieser Ausgleich in einem TSS/TSL-Endspiel auch bis kurz vor der Zeitkontrolle erhalten, als Arno den klassischen Zeitnotfehler im klassischem 40. Zug beging und sich einen seiner Springer abnehmen ließ – das ist eine weitere kleine taktische Übung wert (die Spieler mögen es mir jeweils verzeihen):
Die letzten Züge waren hier 39…f3+ 40.Kg2-g1?? (Kf1! mit schwieriger, aber wohl noch haltbarer Stellung) 40…Lf7-e6!-+. Jetzt ging nach dem noch relativ besten 41.Se3 (Partie) Lxh3 einer der weißen Springer verloren. Ja – aber der Sf5 wäre doch noch zu decken gewesen, oder? Was ist denn mit dem nahe liegenden 41.Tg5 – was hättest Du danach mit Schwarz gespielt?
Lösung unten.
6 ½ - 1 ½
Auf Tabellenplatz 8 und mit drei Restrunden gegen Esens (Platz 4), SG Osnabrück (Platz 3) und Stade (Platz 10) haben wir zumindest mit den ersten beiden Gegnern noch ein taffes Restprogramm vor der Brust, um den Abstieg zu vermeiden. Aber haben wir jetzt Angst? Ich lach‘ mich kaputt!
Niemals!!!
Ärmel-hochkrempel-Grüße
Jochen, 05.02.18
Lösung Partie Wiebe:
23.Txe6!! gxh5 24.Txd6+- Rest irrelevant.
Lösung Partie Bos:
15…Sg3!! 16.hxg3? (16.Se2 Sxh1-+) 16…hxg3+ (Schach!) 17.Kxg3 Txh1 -+
Lösung Partie Van Akkeren:
Nach 41.Tg5 geht ebenfalls ein Springer durch 41…Lxf5! verloren, denn 42.Txf5?? Th1+ 43.Kh2 Sg4# wäre gar Matt gewesen!