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Zweite Mannschaft unterliegt Post SV Uelzen
In der 3. Runde der Landesliga Nord am 24.11.2019 war es wieder so weit, und wir durften erneut die über 300 km’s nach Uelzen (einfache Strecke) abreiten. Der Spielbeginn war jedoch auf 11 Uhr verschoben worden, so dass wir nicht um Mitternacht los mussten…
Wenn Uelzen auch favorisiert war, so war es vom Rating her eigentlich mehr ein Kampf auf Augenhöhe (Schnitt Uelzen 2.070, Schnitt SKNB 2.003), doch auch das reichte für eine 5 – 3 Niederlage.
Brett 3:
Relativ schnell war Jarno Scheffner fertig. Er hielt gegen seinen ca. 130 Punkte höher gewerteten Gegner gut mit, bis es dann so um Zug 26 herum sehr kompliziert wurde. Nach der Engine hätte er an dieser Stelle mit einem kleinen Vorteil heraus kommen können, doch stattdessen verlor er einen Bauern und stand (objektiv) auf Verlust. Aber es war, wie gesagt, wirklich kompliziert, und das Stellungsproblem wäre vermutlich von den wenigsten Lesern (wenn überhaupt) dieser Zeilen gelöst worden. Und wenn man schlecht steht, so…muss ich noch mehr sagen? Aufgabe im Zug 38.
1-0
Brett 5:
Als Zweiter durfte ich (H.-J. Schrader) spazieren gehen. Ich hatte Vorteil, der sich von klein nach klar steigerte, und an einer Stelle sogar zu einer Gewinnstellung hätte führen können. Ich wusste, dass ich besser bin, doch ich konnte einfach den Ausmacher nicht finden. Und so probierte ich ca. 10 Züge lang rum, mal hier, mal da, doch unglaublicherweise spielte mein Gegner reihenweise, live am Brett durchaus schwer zu findende, Computerzüge, die die Stellung immer gerade noch so zusammen hielt – nicht zu fassen! In einer 0.00-Stellung bot er mir dann Remis an, und wirkte schon etwas sehr erleichtert, als ich akzeptierte. Ein echt harter Knochen (als dickes Kompliment gemeint)!
1 ½ - ½
Brett 8:
Als ich die Partie von Hartmut Stinn analysierte, musste ich unwillkürlich an das Album von Franz Josef Degenhardt „Spiel nicht mit den Schmuddelkindern“ (1965) denken und den Titelsong vor mich hin summen (ok – meine Generation…musst Du nicht kennen…).
Doch von vorne: Am Ende einer relativ langen theoretischen Eröffnungsdiskussion, mit dem an dieser Stelle theoretisch gutem 10…Sa5 (wohl gemerkt im Zug 10!!!), traf Hartmut die verpflichtende strategische Entscheidung, mit seinem c-Bauern vorbei zu ziehen und so den Damenflügel zu blockieren. Das gab Weiß sehr logisch freie Hand im Zentrum, was dann nach rechts zu einem Angriff am Königsflügel rüber schwappte mit weißem Vorteil. Doch Hartmut verteidigte sich zäh, nutzte die gegnerischen Ungenauigkeiten aus, ja, hätte sich sogar mehrfach eine Gewinnstellung holen können, so er denn den armen Kerl auf a5 nur wieder nach c6 zurück gestellt hätte!
Der Gipfel war der Zug 26, denn da hätte 26…Sa5-c6!-+ Immer noch gewonnen, doch es kam 26…Lc6??+-, oh weh, und danach war es nach nur zwei weiteren Zügen aus!
Und der traurige Springer auf a5? Der weinte in der Schlussstellung leise vor sich hin, denn er durfte die ganze Zeit über nicht mit den anderen Kindern zusammen spielen…sniff…
2 ½ - ½
Brett 1:
Da ich gerade so richtig in Schwung bin, kann ich mir bzgl. der Partie von Onno Elgerma auch nicht eine gewisse Ironie ersparen, die ich mal mit „Deja-Vu-Erlebnis“ umschreiben will. Ich habe ja jetzt schon eine ganze Reihe von Partien aus vielen Mannschaftskämpfen über mehrere Jahre erfasst, doch wenn mich einer fragen würde, wer auf Platz eins in der Rubrik „Schön erspielte Gewinnstellung noch verlieren“ steht, so fällt mit spontan Onno ein (da ich das von mir selber produzierte Zeugs als Berichterstatter natürlich immer schöne…). Naja – im Ernst: Onno hatte sich in einer Angriffspartie, mit gar nicht so einfachen Zügen, eine Gewinnstellung erspielt, um sie leider, leider einzügig einzustellen. Wirklich schade, doch wenn einer unter Euch ist, der noch nie gepatzt hat, der werfe den ersten Bauern!
Onno hatte hier zuletzt 20.b2-b4?? gezogen. Nach 20.De6!+- (simple chess!) wäre es mit der Mehrqualität, dem Mehrbauern und den Freibauern einfach gewonnen gewesen. Die Idee des Partiezuges ist ja nicht schlecht, denn nach 20…Sxb4? (sonst starker Angriff) 21.Le3 nebst irgendein Turm nach c1 hat Weiß eine einfach gigantische Stellung – Schwarz kann aufgeben. Doch leider übersah Onno dabei 20….Dg6!!-+, und, Surprise, Surprise, die weiße Dame ist gefangen, denn es droht Td8. Es folgte f4 (egal) Se7! (wDa8/sDb6+/sTd8 – game over). Das kann man schon mal übersehen.
Onno kämpfte zwar noch weiter, doch der Käs‘ war natürlich gegessen – Aufgabe im Zug 34.
3 ½ - ½
Brett 6:
Achtung, volle Deckung – ich bin in Schwung, denn es folgt Deja-Vu Nummer zwei! Angriff um jeden Preis - von wem spreche ich? Na klar, von einer Partie von Niklas Brinkers. Manchmal klappt das ja auch, doch auch Figurenentwicklung und Beachtung positioneller Prinzipien haben durchaus ihre Berechtigung…LOL. Das führte in dem konkreten Fall dazu, dass Niklas bereits im Zug 13 durch ein gegnerisches Pseudoopfer positionell geplatzt war. Der weiße Vorteil war ab da permanent und hätte im weiteren Verlauf mehrfach zu einer Gewinnstellung führen müssen. So dauerte es noch bis Zug 41 – doch das Ergebnis war niemals in Zweifel.
4 ½ - ½
Brett 4:
Wer ist in der Regel für die sonnigen Seiten unserer Mannschaftskämpfe zuständig (von mir abgesehen natürlich…)? Richtig! Jürgen Meijerink hielt mal wieder die SKNB-Fahne hoch und landete den ersten Vollen für uns. Ich fand die Partie, wenn sie auch über eine lange Strecke mehr oder weniger immer Ausgleich war, wirklich interessant und spannend, jedenfalls von beiden Seiten gut gespielt. Eigentlich hätte sie Remis enden müssen oder sollen, doch davor haben die Schachgötter das Endspiel gesetzt, was in diesem Fall ein TTSL versus TTSS ab Zug 26 bis 44 sein sollte. Dann ging es in einer immer noch, aber alles andere als langweiligen, Ausgleichsstellung weiter mit TTL versus TTS. Es kam zum Turmtausch, was Weiß unbedingt hätte vermeiden müssen (denke ich jedenfalls), denn Jürgens bereits weit vorgerücktes Freibauernpaar (das weiße schlummerte noch) wäre wohl nur noch durch die Doppeltürme effizient zu bremsen gewesen. Es wurde eng und enger für Weiß, und vielleicht hätte er seinen Läufer früher gegen einen der Bauern geben sollen, denn mit TS+1B gegen T+3B wäre es zumindest noch eine technische Herausforderung gewesen. Doch er zögerte, und als er ihn dann doch opferte, opfern musste, kostete es anschließend forciert auch gleich noch seinen Turm mit. Ein schöner Endspielkampf! Aufgabe im Zug 58.
4 ½ - 1 ½
Wer fehlt denn da auf dem Stuhl mit der orangenen Weste? Ach so - der Fotograf (LOL)!
Brett 2:
Patrick Wiebe spielte eine seltene Eröffnungsvariante, von der ich mal stark vermute, dass es sich hierbei um eine Heimvorbereitung handelte. Doch so etwas kann auch nach hinten losgehen, und so hätte sich sein Gegner im Zug 12 – objektiv – eine Gewinnstellung holen können. Doch auch sein Zug war gut genug für einen klaren +/- Vorteil, den er jedoch 6 Züge später zum Ausgleich verspielt hatte. Jetzt ging die Partie also erst richtig los, und, ich muss es so sagen, das folgende weiße Spiel habe ich nicht verstanden. Irgendwie träumte Weiß wohl von Angriff, aber das mit Zügen, die allesamt zwar „irgendwie aktiv“ aussahen – aber überhaupt nichts drohten, jedenfalls nichts, was Patrick nicht mit links abwehren konnte. Während Weiß also seinen Träumen nachhing, kümmerte sich Patrick konstruktiv um den Damenflügel, brach hier durch und gewann einen wichtigen Bauern. Weiß „griff weiter an“ – und zack, war ein zweiter wichtiger Bauer auf d4 weg. Jetzt war Weiß schon zu einem forcierten Springeropfer gezwungen, doch das war alles nichts Nachhaltiges, Patrick tauschte, vereinfachte und tauschte, und hatte im Zug 41 mit TT versus TSL eine klare Gewinnstellung. In dem dann auch noch folgenden T versus TL Endspiel gab Weiß im Zug 58 auf.
4 ½ - 2 ½
Brett 7:
In der Partie von Michael Rosin schwankte es lange zwischen Ausgleich und leichter Vorteil für Michael hin und her. So ab ca. Zug 30 herum übernahm dann jedoch Schwarz die Initiative, kam in Vorteil und „gewann“ im Zug 35, anstatt seinen positionellen Vorteil signifikant zu vergrößern, eine Qualität. Glück gehabt, denn das war ein Danaergeschenk, denn Michael kassierte dafür einen Bauern plus Posi, was zu einem zweiten Bauerngewinn führte mit totaler Kompensation in dem DL versus DT-Endspiel. Nach einem gegnerischen Fehler spielte Michael im Zug 44 einen sehr schönen Zug – und schlug gleichzeitig Remis vor, was Schwarz mit Kusshand akzeptierte, denn die Schlussstellung wäre für Michael gewonnen gewesen:
Der weiße König kann auch auf h2 stehen (Unleserlichkeit), was aber keine Geige spielt.
Michael hatte hier zuletzt den, wie ich finde, sehr schönen Zug 44.Lg5-f6! +- gespielt.
Der Bauer f5 ist jetzt ganz einfach weg (44…Dh7?? 45.De8#, oder 44…Dg6 45.De6+ Df7 (only move!) 46.Dxf5+-), Weiß hat sage und schreibe 3 Bauern für die Qualle und insbesondere die f- und h-Bauern schubsen mit ihrem Vormarsch den Schwarzen über die Brettkante!
Aber andererseits hätte das an dem verlorenen Ergebnis auch nichts mehr geändert und so konnten wir wenigstens eine Stunde früher wieder auf die Autobahn.
5 – 3
Sorry für den etwas länglich geratenen Bericht, aber es war, trotz des klaren Ergebnisses, ein vielschichtiger Kampf, mit spannenden Partien. Ich hatte jedenfalls viel Spaß beim analysieren!
(Und für meine „Schimpfe“ dürft Ihr mich ab sofort auch „Patzi“ rufen…)
Längliche Grüße
Jochen, 25.11.2019