Dritte holt wichtigen Punkt in einem kuriosen Mannschaftskampf
Das war ein Mannschaftskampf in Emden, den wohl viele Beteiligte nicht so schnell vergessen werden – vor allem unser alter und neuer Vorsitzende Hartmut Stinn nicht! Aber der Reihe nach. Wir mussten Jarno Scheffner (spielte in der Zweiten) und Sven ter Stal ersetzen, dafür sprangen Inken Meijerink und Hartmut Stinn ein.
Inken hatte dann aber keinen Gegner, der Mannschaftsführer der Gastgeber trug gleich nach Spielbeginn den kampflosen Gewinn für uns an Brett 8 ein. Nicht viel später, nach seinem 7. Zug, bot mein (Alwin Gebben) Gegner mir Remis an (??). Normalerweise lehne ich so etwas ohne nachzudenken ab, aber hier ging es um die Mannschaft. Wir führten 1-0, mein Gegner hat rund 250 DWZ mehr als ich – also Pfote rüber und den halben Punkt eingesackt.
Während Inken und ich uns auf dem Flur die Zeit mit Laberschach (mehr labern als Schach) vertrieben, kam Lars ter Stal dazu. Er hatte in der Eröffnung als Schwarzer drei Bauern verspeist, seine Entwicklung aber vollkommen vernachlässigt. Der erste Bauer war bekömmlich, der zweite ging noch so, der dritte aber vergiftet, und bereits nach 21 Zügen musste Lars aufgeben. Man muss aber dazu sagen, dass unser Jüngster nicht nur einen sehr erfahrenen Gegner hatte, sondern auch einen rund 270 DWZ stärkeren, gegen den man durchaus verlieren kann.
Somit hatten die Hausherren ausgeglichen, aber Jörg Kölber konnte uns etwa 2 Stunden später wieder in Führung bringen. Sein Gegner behandelte die Eröffnung recht kreativ, Jörg verbrauchte mit den schwarzen Steinen viel Zeit, konnte aber lange nicht vollkommen ausgleichen. Nach etwa 30 Zügen sah es aber doch nach Remis aus, doch dann wollte sein Gegner einen Bauern indirekt decken und ihn mit einem Figuren-Scheinopfer zurückgewinnen. Der Läufer, der zurückschlagen sollte, musste allerdings auch ein Feld vor einer ekligen Springergabel schützen – aus dem Zurückschlagen wurde nichts, stattdessen gab Jörgs Gegner zwei Züge später auf.
Niklas Brinkers hatte von Anfang an gegen einen starken Gegner einen sehr schweren Stand. Er stand stets schlechter, verlor bald Material und konnte trotz erbittertem Widerstand die Niederlage nicht vermeiden. Auch sein Gegner hatte 200 DWZ mehr auf dem Buckel, aber der Kampfgeist, den Niklas zeigte, wirkte möglicherweise ansteckend?! Später mehr dazu!
Ingo Oehne kam recht gut aus der Eröffnung, stand optisch besser, wobei der Eindruck etwas täuschte, sein Gegner konnte alles zusammenhalten. Ingos Vorteil verflüchtigte sich dann nach und nach, und dann unterlief ihm in einem remislichen Endspiel ein Fehler, der eine Qualle kostete. Auch Ingo gab aber keineswegs auf, sondern kämpfte unermüdlich weiter, bis wirklich nichts mehr ging und er schließlich doch seinem Gegner zu einem insgesamt glücklichen Sieg gratulieren musste – 3,5-2,5 für Emden!
Harald Kirschnowski baute sich sehr solide auf und gewann durch geschicktes Manövrieren im 22. Zug einen Bauern. In einem Schwerfigurenendspiel war der aber alles andere als einfach zu verwerten. Sein Gegner verteidigte sich umsichtig und geduldig, irgendwann fand Harald dann nicht mehr die richtige Fortsetzung, gab den Bauern wieder ab, und die Punkteteilung wurde vereinbart – 4-3.
Somit musste unser Vorsitzender Hartmut Stinn gewinnen, wollten wir nicht mit leeren Händen nach Hause fahren. In einer höchst komplizierten Partie verlor er nach einer forcierten Zugfolge eine Qualität. Er konnte aber beide Springer gut in Szene setzen, und im Verbund mit weit vorgeschobenen zentralen Bauern gewann er die Qualle zurück, verblieb mit einem Minusbauern, als Kompensation aber mit einem Freibauern auf der 6. Reihe. Viele Drohungen tauchten auf, die sein Gegner aber zunächst souverän abwehrte.
Als Hartmuts verbliebener Springer plötzlich feststeckte und ersatzlos in die Schatulle wanderte, schien die Partie verloren. Die lange und mühevolle Verteidigung hatte Hartmuts Gegner aber wohl viel Kraft gekostet, denn plötzlich fand er nicht mehr die besten Fortsetzungen. Mehrfach hätte er die wohl endgültige Entscheidung herbeiführen können, mehrfach übersah er diese Möglichkeit. Nach knapp 70 Zügen - Hartmut lebte schon seit längerem von den 30 Sekunden Zuschlag pro Zug – hatte sein Gegner dann auch nur noch 3 Minuten auf der Uhr. Er versank in Nachdenken – bis seine Zeit abgelaufen war und er durch Zeitüberschreitung verloren hatte. Er war wohl in der falschen Annahme, dass es nach 60 Zügen einen Zeitzuschlag gibt. Ein kurioser Ausgleichstreffer zum 4-4!
Viele hätten an Hartmuts Stelle wohl schon längst aufgegeben, aber sein Kampfgeist – inspiriert von Niklas und Ingo?! - machte sich am Ende bezahlt. Dieser Punkt könnte sich in der Endabrechnung als enorm wichtig für uns herausstellen! In 14 Tagen empfangen wir die Zweite von Union Oldenburg, mit dem „Spirit von Emden" sind wir gegen den Tabellenfünften, der nur einen Mannschaftspunkt mehr hat als wir, nicht chancenlos.
Alwin Gebben